Nach dem zweiten Pandemie-Winter inklusive Lockdown- und Home-Office-Zwang stehen wir erneut vor den selben Herausforderungen wie im Sommer 2021: Wie stärken und fördern Führungskräfte trotz disloziertem Arbeiten und verteilten Teams das „Wir“-Gefühl der Mitarbeiter? Und inwiefern verändert sich die Art und Weise, wie wir künftig Teambuilidng-Maßnahmen umsetzen werden? Die Antworten liefert unser neuester Blogbeitrag.
Das Jahr 2022 hat turbulent gestartet. Die „Omikron-Welle“ hat viele Teams davon abgehalten sich zu treffen, Homeoffice war wieder bzw. weiterhin Normalität. Ab Mitte April ging es dann los. Endlich war es wieder möglich, sich in größeren Gruppen zu treffen. Und das haben sehr viele gemacht. Was wir als CONOUT in den über 100 Teamevents, Seminaren und Teamworkshops der letzten zweieineinhalb Monaten erlebt haben, hat selbst uns als langjährig-erfahrene Teamentwickler überrascht.
Kurz ein Blick zurück: Auch wir haben die letzten beiden Jahre viel online gemacht. Haben digitale Teamaktivitäten entwickelt, Führungskräfte-Lehrgänge online abgehalten und Organisationen zum Thema effiziente Online-Meetings, Verteilte Teams und Remote Leadership geschult. Vieles ist dabei gut gelungen. Die neuen Technologien und Apps bieten Gruppen und Teams völlig neue Weg zur verteilten und produktiven Zusammenarbeit. Videokonferenzen haben sich zum veritablen Ersatz für Präsenzmeetings entwickelt. sofern sie professionell geleitet werden.
Gibt es noch Gründe, um Zeit und Geld in Teamtage zu investieren?
Die klare Antwort vorweg: Ja! Vielmehr ist es so wichtig wie nie zuvor.
Das zeigen uns vor allem unsere Erfahrungen aus den vielen Post-Covid-Teambuildings im Frühjahr. Wir waren schlichtweg überwältigt, wie groß die Energie, der Enthusiasmus und die Motivation der Menschen bei den Events war. Egal ob sich die Gruppen zum ersten Mal „live“ sahen oder die letzten ein/zwei Jahre nicht. Ein Abteilungsleiter, mit dem wir ein Teambuilding mit 40 Führungskräften durchführten, brachte es schon vor dem Mittagessen auf den Punkt: „Meine Ziele für den Tag sind jetzt schon erreicht. Diesen Zusammenhalt, den wir gerade spüren und hier leben, den habe ich in den letzten zwei Jahren schmerzlich vermisst.“ Und dabei hatten sich gerade einmal die einzelnen Teams in Form von humoristischen Sketchen vorgestellt und gemeinsam eine Teamübung gemacht.
Es drängt sich die Frage auf, was bei physischen Treffen passiert, was uns in der Onlinewelt verwehrt bleibt?
Die Erklärung findet sich in der Neurowissenschaft und der Biologie von uns Menschen. Evolutionsbedingt war es einfacher in der Gruppe zu überleben. Daher hat die Evolution zwei Botenstoffe entwickelt, die ausgeschüttet werden, wenn wir gut in einer Gruppe integriert sind. Oxytocin belohnt uns durch ein beruhigendes Sicherheitsgefühl in einer Gemeinschaft. Serotonin ruft ein Glücksgefühl hervor, wenn wir im Team Anerkennung erhalten.
Warum funktioniert das nicht auch online? „Ich kann ebenso in einer ViCo mein Gegenüber loben“, könnte man hier berechtigt anmerken. Es funktioniert auch online, aber eingeschränkt. Wie ist es Ihnen ergangen, als Sie zuletzt eine Person, die Sie bisher nur online kannten, zum ersten Mal real getroffen haben? Spürten Sie völlige Vertrautheit, oder war es irgendwie ein Neustart der Beziehung?
Virtuell können wir nur einen Bruchteil von unseren Mitmenschen wahrnehmen. In der Regel sehen wir immer nur einen Teil des Oberkörpers und den meisten schlecht beleuchtet und zeitweise verpixelt. Ein Großteil der Mimik und der Gestik bleibt somit verborgen. Körperliche Reaktionen die Emotionen verraten wie z.B. „rote Ohren“ oder leichtes Zittern wird digital kaum übermittelt. Unser Gehirn benötigt jedoch eine ganzheitliche Wahrnehmung mit all unseren Sinnesorganen, damit wir das Gegenüber einschätzen können und in Folge Serotonin und Oxytocin in ausreichender Menge ausschütten. Echte Bindung und nachhaltige Beziehung können daher suffizient nur bei physischen Treffen entstehen. Eine ViCo kann (leider) keinen ehrlichen Händedruck, keinen tiefen Blick in die Augen und keinen amikalen Klopfer auf die Schulter ersetzen. Online-Treffen bleiben im Endeffekt immer distanziert und „unpersönlich“ – also auf Inhaltebene ohne Person.
Heißt das nun, weg vom Homeoffice, alle zurück zum Arbeitsplatz?
Nein, natürlich nicht. Die Vorteile und Errungenschaften von dislozierten Arbeiten und verteilten Teams werden bleiben. Wir müssen jedoch unseren MitarbeiterInnen die Möglichkeiten geben, sich als Mensch in Ihrer Ganzheit wahrnehmen zu können. Dafür sind Teamtage, Teambuildings oder Teamentwicklungen der perfekte Rahmen. Sie ermöglichen ein tieferes Kennenlernen in einem professionellen Umfeld. Beziehungen und Arbeitsprozesse können dabei ebenso thematisiert werden, wie gemeinsame Ziele und Teamwerte.
Wer besser in Beziehung ist, arbeitet definitiv besser zusammen. Daher ermöglichen gute zwischenmenschliche Beziehungen erst effiziente Zusammenarbeit im virtuellen Raum. Denn wir Menschen arbeiten nicht für Unternehmen. Wir arbeiten für und mit Menschen!
Bleibt zuletzt die Frage, wie oft eine Teambuilding-Maßnahme notwendig ist. Als Führungskraft sollten Sie auf Ihre Intuition achten. Immer wenn Sie das Gefühl haben, die Truppe gleitet auseinander, Sie keine gemeinsame „Energie“ spüren, sollten Sie gegensteuern. Im Alltag sind es physische Treffen im Büro, oder auch ungezwungene Treffen nach Feierabend. Ein bis zweimal im Jahr sollten Sie Ihrer Truppe jedoch eine Auszeit vom Tagesgeschäft geben, um gezielt an den Beziehungen, der Kommunikation und der Interaktion zu arbeiten. Gönnen Sie Ihrem Team einen kräftigen Schuss Oxytocin und Serotonin als Team-Boost. Das damit verbundene Glücksgefühl Ihrer MitarbeiterInnnen ist ohnehin „priceless“!